Sonntag, 19. Mai 2013

100 Jahre Straßenbahn in Woltersdorf

Vor genau 100 Jahren eröffnete einer der kleinsten Straßenbahnbetriebe in Deutschland - die Woltersdorfer Straßenbahn. Am 17. Mai 1913 fuhren die vier Trieb- und sechs Beiwagen erstmals für die Öffentlichkeit und verbanden seither die kleine Gemeinde mit dem S-Bahnhof Rahnsdorf. Sowohl an der Zahl der Fahrzeuge als auch an der Streckenführung hat sich bis heute wenig geändert. Die kleine Bahn überlebte den Krieg und auch die turbulenten 90er Jahre. Grund genug das 100. Jubiläum gebührend zu feiern. Der Verkehrsbetrieb setzte dazu neben den üblichen Gothawagen auch eine Reihe historische Fahrzeuge ein. So die beiden eigenen HTW Nr. 2 (Wagen aus dem Eröffnungsjahr) und Nr. 7 (KSW-Prototyp, Baujahr 1943) und zwei Maximumwagen aus Berlin, die Wagen 2990 (Baujahr um 1907) und 218 (Baujahr 1910). Der historische Wagen 218 kam beim Jubiläum erstmals wieder öffentlich zum Einsatz. Er war zuvor aus dem Wagen 5403 in mühevoller Arbeit in Woltersdorf in den Ursprungszustand zurückversetzt worden. Für 2990, der seit Mai 2008 wieder aufgearbeitet in Woltersdorf für Sonderfahrten im Einsatz war, war dies hier wohl der letzte große Auftritt. Er kehrt nach Berlin zurück. 218 wird ersteinmal in Woltersdorf bleiben.

Allen, die diese Veranstaltung organisiert haben, ein großes Dankeschön für diese großartige Geburtstagsfeier.

Hier nun einige Eindrücke:

























Hier noch ein Bild vom heutigen HTW 218, wie er sich noch im Jahre 2007 in Niederschönhausen präsentierte:


Mittwoch, 15. Mai 2013

Auch Stahnsdorf will Tram-Anschluss

 Die Linie 96 ist in Teltow längst Geschichte, geht es aber nach der Stahnsdorfer SPD, wird die Gemeinde bald wieder Tram-Anschluss haben - diesmal von Potsdam aus.

Nachdem sich bereits die Potsdamer SPD für die Einführung einer Zweisystembahn in Potsdam stark macht (tram2000.de berichtete) und auch der technische Geschäftsführer der ViP, Oliver Glaser einem solchen Projekt Chancen einräumt, hat sich nun auch die Stahndsorfer SPD positiv geäußert. Wie die MAZ heute berichtet, begrüße man die Potsdamer ÖPNV-Initiative zum Thema Regio-Tram und bereite derzeit einen entsprechenden Workshop vor. Dabei stehe eine Bahnanbindung an Berlin und Potsdam an erster Stelle. Potsdam solle Stahnsdorf unbedingt berücksichtigen werde doch die Landeshautstadt im Jahre 2020 „mit 52 500 Fahrzeugen aus Stahnsdorf belastet sein“, so die SPD in ihrer Presserklärung. Mit dem dem geplanten Rückbau der L 76 (Verlängerung der Nuthestraße) könne dort eine ÖPNV-Trasse als Busspur oder Straßenbahntrasse eingerichtet werden.

Von der Wendeschleife am Stern ausgehend könnte die Potsdamer Straßenbahn als Schnellbahn entlang der Potsdamer Allee nach Stahnsdorf und Teltow verlängert werden. Bereits im März 2011 hatte es erste fruchtbare Gespräche zwischen der Stadt Potsdam und den Gemeinden Kleinmachnow, Stahnsdorf und Teltow gegeben.

Montag, 13. Mai 2013

Urlaubsgrüße aus Bayern

tram2000.de hat mal wieder Urlaub gemacht (und das Straßenbahn-Ereigniss des Jahres in Potsdam verpasst) und natürlich blieb die schönste Zeit des Arbeitsjahres nicht ohne Straßenbahnbezug. Hier also ein paar Eindrücke aus dem wunderschönen Bayern mit seinen Betrieben in München und Nürnberg.

Beginnen wir unsere kleine Rundfahrt am HBF in München. Hier R 3.3 2202 auf einer der beiden Stammlinien dieses Fahrzeugtyps, der Linie 20. Im Hintergrund die 1960 eröffnete Halle des Hauptbahnhofes.

Die Prielmayerstraße verbindet den Bahnhofsvorplatz mit dem Karlsplatz. 2215 passiert soeben das Bayerische Justizministerium.

Die Maximilianstraße ist eine der vier Prachtstraßen Münchens aus dem 19. Jahrhundert und vereint Elemente verschiedener Stilepochen wie Neogotik und Renaissance. Die berühmte Straße ist Refugium der Linie 19,  die als eine der wichtigsten West-Ost-Linien Münchens die Maximilianstraße auf der gesamten Länge durchfährt und hier von R 2.2 2101 bedient wird. Der Wagen ist der erste Serienwagen dieser Baureihe und stammt aus dem Jahre 1994.

Im Oktober 2009 gab die MVG die Modernisierung von 50 Fahrzeugen (2120–2170) des Typs R 2.2 in Leipzig Auftrag. Die Wagen sollen so für weitere 15 bis 20 Jahre einsatzbereit gehalten werden. Hier treffen wir einen der als R 2.2b bezeichneten Wagen (2149) am Maxmonument, einem großen Denkmal zu Ehren des bayerischen Königs Maximilian II.

Am Maximilianeum, seit 1949 Sitz des Bayerischen Landtages, treffen wir auf R 2.2 2165 in der früher typischen Lackierung. Heute ist diese Farbgebung schon fast selten geworden in München.

Viel häufiger trifft man heute diesen Anstrich: blau-silber sind die neuen Hausfarben der MVG. 2143 am Maxmonument. Die Wendeschleife befindet sich direkt im Straßenraum der Maximilianstraße.

An der Haltestelle Isartor wartet Niederflur-Großvater 2103, Bj. 1994, auf seine Abfahrt Richtung Effnerplatz.

Sie waren einst das Gesicht der Straßenbahn in München, die zwischen 1967 und 1969 ausgelieferten Wagen der Baureihe P. Mit etwas Glück kann man einen dieser heute seltenen Züge im Linienverkehr zu Gesicht bekommen. Hier 2028 + 3014 am Sendlinger Tor, einer zentralen Haltestelle und Wendeschleife im Zentrum der bayerischen Hautstadt.




Auch Variobahnen hat München zu bieten, die in München als Baureihe S bezeichnet werden.  Hier 2319 am Hauptbahnhof.

Zum Abschied aus München noch einmal ein R 3.3 vor dem Karstadt-Kaufhaus am Bahnhof.

Weiter geht es nach Nürnberg, wo den Straßenbahnfreund vor allem das historische Depot St. Peter interessieren dürfte. Dem glücklichen Fotografen präsentierte sich die Garnitur aus dem 1904 gebauten Triebwagen 204 und seinem 1906 gebauten Beiwagen 336.

336 war seit seiner Ausmusterung 1958 aller Aufbauten beraubt und als Sandlore im Einsatz. Zwischen 2010 und 2012 wurde er im polnischen Krakow wiederaufgebaut.

1935 wurde Triebwagen 876 von MAN gebaut und tat bis 1976 seinen Dienst. Bereits 1979 wurde er als Museumswagen rekonstruiert.


Sein Beiwagen 1258 stammt hingegen aus den 50er Jahren und ist einer von sage und schreibe fünf in Nürnberg erhaltenen Fahrzeugen seiner Art.

Im edlen Design der 60er Jahre präsentiert sich Triebwagen 250 mit seinem Beiwagen 1556.

Natürlich hat Nürnberg auch Linienverkehr zu bieten. Hier trifft man auch die gleichen Fahrzeugtypen wie in München. Etwa diesen GT6N auf der ziemlich steilen Abfahrt am Neutorgraben unterhalb der Burg.

Auch diesen Wagentypen haben wir bereits in München gesehen. In Nürnberg wird er als GT8N bezeichnet. Hier 1126 ebenfalls am Neutorgraben.

Die Stadtmauer von Nürnberg (im Hintergrund der Schlayerturm) ist, wenn auch zum Teil stark restauriert bzw. wiederaufgebaut, fast komplett erhalten geblieben und umgibt die Altstadt bis heute. Vor dieser schönen Kulisse sehen wir GT6N 1013 an der Haltestelle Hallertor.

Für das oben bereits erwähnte Straßenbahnmuseum wirbt 1105, der hier soeben die Haltestelle Hallertor erreicht.

An den "Adler" erinnert 1113 mit seiner Aufschrift. Der Adler war die erste Lokomotive, die kommerziell erfolgreich im Personenverkehr in Deutschland fuhr. Das Eisenbahnfahrzeug wurde 1835 von den britischen Eisenbahnpionieren George und Robert Stephenson konstruiert und an die Bayerische Ludwigsbahn für den Betrieb zwischen Nürnberg und Fürth geliefert. Die offizielle Eröffnungsfahrt der Bahn fand am 7. Dezember 1835 statt.

Tatra-Abschied verschoben?

 Die tschechischen Exportschlager vom Typ KT4Dm scheinen auch nach 2014 noch unentbehrlich zu sein. Diese beiden Züge sind allerdings längst nicht mehr in Potsdam.

In einem Nebensatz während eines Interviews mit der MAZ ließ ViP-Geschäftsführer Oliver Glaser am 06.05.2013 verlauten, dass er auch nach der endgültigen Auslieferung aller 18 Variobahnen weiter mit dem Einsatz von Tatras in Potsdam rechnet:  
"Wir haben im Übrigen jetzt schon ein Kapazitätsproblem im Straßenbahnverkehr. Deshalb müssen wir uns überlegen, ob wir alte Tatra-Bahnen demnächst außer Betrieb nehmen oder solche Züge hegen und pflegen. Wir brauchen sie eigentlich."
Diese Einschätzung Glasers, der seit dem 01.01.2013 als technischer Geschäftsführer der ViP tätig ist, lässt aufhorchen, da bisher immer von einem Einsatzende der modernisierten KT4D bis zum Jahre 2014 gerechnet worden ist. Die Anschaffung weiterer Neubauwagen wird laut Glaser erst um 2025 erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt hätten nicht nur die KT4D ein biblisches Alter erreicht, auch die Combinos wären dann reif für die Ablösung.

Seit Anlieferung der Variobahnen hatte es immer wieder Kritik an deren geringen Fassungsvermögen und der Sitzplatzanordnung gegeben. Auf den nachfragestärksten Linien 92 und 96 setzt die ViP hauptsächlich Tatra-Züge und Combinos ein.

Sonntag, 12. Mai 2013

Rückkehr einer alten Dame

Luxuriös waren sie, die Straßenbahnwagen der ersten Generation. Edle Hölzer, prachtvolle Verzierungen und samtene Sitzbezüge - nie gekannter Komfort. Mehr als 100 Jahre ist es nun her, dass in Potsdam die Pferdebahn von der Elektrischen abgelöst wurde. In den vielen Jahrzehnten sind etliche Fahrzeuge gekommen und auch gegangen. Von den Wagen die 1907 erstmals mit elektrischer Kraft durch Potsdam rollten, blieb nur ein kläglicher Rest, die Lore 311. Bereits seit Jahrzehnten ohne Aufbauten, diente sie dem Verkehrsbetrieb zum Transport von Baumaterial und stand mehr als sie fuhr. Doch im Jahre 2005 hatte der Halbschlaf sein Ende. Der Verein Historische Straßenbahn Potsdam e.V. machte sich daran, die Lore zu neuem Leben und zu alter Schönheit zu erwecken. Gesagt getan. Hört sich leicht an, war es aber nicht. Der steinige Weg führte durch halb Europa und brachte manches Kopfzerbrechen mit sich, förderte aber auch zahlreiche Originalteile zutage. Un nun ist es vollbracht. 

Bereits am Montag dem 06. Mai 2013 (die tram2000.de-Redaktion war leider im Urlaub), hatte die alte Lore ihre Jungfernfahrt nunmehr als prächtiges technisches Denkmal. War es 1907 Oberbürgermeister Vossberg, der den elektrischen Straßenbahnbetrieb eröffnete, so war es auch diesmal das Stadtoberhaupt Jann Jakobs, der das Signal zur Abfahrt gab und zwar stilecht wie 1907 zur Glienicker Brücke. 

Hier ein paar Bilder des Ereignisses, welche Michael Dittrich dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat. Weitere seiner Bilder findet Ihr hier. Einen Bericht auf Potsdam TV gibt es hier. Auch die Presse berichtete (MAZ und PNN und PNN-Galerie).





Allen, die sich für die Wiederherstellung des Wagens eingesetzt haben sei hier noch einmal ein herzliches Dankeschön ausgesprochen. Dieser Wagen ist sicher für alle Straßenbahnfreunde ein einmaliges Erlebnis und auch für Potsdam ein neues Highlight. Weiterhin werden Spenden benötigt, um die Sitzbezüge wiederherstellen zu lassen.