Straßenbahnzüge am Platz der Einheit im Jahre 1946. 70 Jahre sind heute auf den Tag genau seit dem verheerenden Bombenangriff auf Potsdam vergangen.
Fast genau zwölf Jahre lagen zwischen dem „Staatsakt“ in der Potsdamer Garnisonkirche und der Zerstörung der Stadt in den letzten Kriegstagen des Jahres 1945. Am 14. April 1945, heute vor genau 70 Jahren kam der vom sogenannten „Dritten Reich“ entfachte Krieg nach Potsdam zurück - die Stadt wurde in Schutt und Asche gelegt. Neben der gesamten historischen Kernstadt betraf dies natürlich auch den Straßenbahnbetrieb. Die Folgen des Angriffs für den Straßenbahnbetrieb wollen wir aus Anlass des 70. Jahrestages der Zerstörung hier etwas näher betrachten.
Noch im April 1945 wollten viele Potsdamer nicht glauben, dass ihre Stadt das Ziel eines Luftangriffes werden könnte. Zwar hatte es in den Jahren zuvor etliche Bombenabwürfe gegeben, die Schäden hielten sich allerdings in Grenzen. Der Straßenbahnbetrieb war zu diesem Zeitpunkt jedoch schon stark reduziert und wegen Strommangels verkehrten die Bahnen ab 1. Januar 1945 nur noch in der Hauptverkehrszeit. Neben der Personenbeförderung hatte der Verkehrsbetrieb vor allem den Güterverkehr übernommen. So rollten sowohl Triebwagen mit zu Güterwagen umgebauten Beiwagen als auch mit Traktoren bzw. LKW und deren Anhängern im Schlepp. Während der Personenverkehr ab 7. Februar 1945 gänzlich ruhte, rollte der Güterverkehr weiter. Gefahren wurde Kohle für die Arado-Flugzeugwerke an der heutigen Friedrich-Engels-Straße (MAZ) und das Elektrizitätswerk an der Zeppelinstraße.
Der 14. April 1945 sollte zu dem Tag werden, an dem die alte preußische Residenzstadt Potsdam endgültig verschwand. Es brauchte ganze zwanzig Minuten und im Hagel der 1716 Tonnen Bomben, die 500 englische Bomber über Potsdam abwarfen, versank die Stadt in Schutt und Asche. Die Zahl der Getöteten konnte nie zweifelsfrei geklärt werden und liegt zwischen 1.500 und 4.000 Menschen. Rund 60.000 Menschen waren obdachlos geworden und die historische Altstadt mit dem Stadtschloss und den drei prägenden Kirchen war zerstört. Doch mit dem Bombenhagel ist der Krieg für Potsdam noch nicht vorbei. Am 24. April beginnen die ersten direkten Kampfhandlungen zwischen der verbliebenen Wehrmacht und der Roten Armee. Infolge der Kämpfe musste das Elektrizitätswerk an der Zeppelinstraße, welches bis dahin noch funktionstüchtig war abgeschaltet werden. Am 1. Mai endeten die Kämpfe.
Der Straßenbahnbetrieb bot, wie alle Anlagen der Stadt, ein trauriges Bild. Allerdings hielten sich die Schäden, im Vergleich mit anderen Städten in Grenzen. Wohl mehr aus Platzmangel denn aus weiser Voraussicht (das Depot in der Saarmunder Straße musste als Materiallager an die Arado-Werke abgetreten werden), waren zahlreiche Straßenbahnwagen auf den Strecken nach Rehbrücke und zum Brauhausberg abgestellt worden. Während die Wagen auf der Rehbrücke-Strecke so dem Inferno entgingen, wurden die am Brauhausberg abgestellten Güterbeiwagen 41, 42 und 43 beschädigt und der ehemalige Sommerbeiwagen 49 dort zerstört. Auch von den im Betriebshof Holzmarktstraße verbliebenen Wagen werden zehn vollständig vernichtet, war der Betriebshof selbst doch ebenfalls schwer getroffen worden.
Im Zuge der Straßenkämpfe wurden zehn funktionstüchtige Beiwagen (allesamt Umbauten aus Pferdebahnwagen oder ehemalige Sommerwagen) und fünf Wagenkästen der zu Güterwagen umgebauten Beiwagen als Barrikaden in der Stadt verteilt. Diese Anordnung des Oberbürgermeisters Friedrichs führte zu weiteren Verlusten.
Da vor allem das Stadtzentrum und der Bahnhof getroffen wurden, waren die Schäden an Gleisanlagen und Oberleitung hier am größten. Die Oberleitung war im gesamten Stadtzentrum fast gänzlich vernichtet, an den Gleisanlagen gab es erhebliche Schäden vor allem am Bahnhof und Am Kanal, wo Teile der Straße in den Stadtkanal abgerutscht waren. Auch am Alten Markt und auf den Ausfallstraßen Richtung Glienicker Brücke und Babelsberg zählte man etliche Bombenkrater. Die Oberleitung war insgesamt auf 28km Länge zerstört.
Zwar wurde das Elektrizitätswerk in der Zeppelinstraße auf Geheiß des sowjetischen Stadtkommandanten sofort nach Kriegsende wieder in Betrieb genommen (schließlich mussten der Stab von Marschall Shukow in der Villa Ingenheim und die Garnisonen sofort versorgt werden), an einen Wiederbetrieb der Straßenbahn war vorerst jedoch nicht zu denken. In den ersten Wochen nach dem Kriegsende waren die Menschen vor allem mit der Suche nach Nahrung und Unterkunft beschäftigt. Zudem blockierten 3.800 m³ Schutt die Straßen.
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