Hinter dem Alten Rathaus steht seit kurzem das Untergestell einer Kipplore. Es gehörte wahrscheinlich zur Potsdamer Trümmerbahn.
Passend zum vorherigen Post sei an dieser Stelle auf ein Fundstück verwiesen, welches derzeit hinter dem Alten Rathaus (Potsdam-Museum) zu sehen ist. Es handelt sich um ein relativ gut erhaltenes Untergestell einer Kipplore.
Wagen dieser Art gehörten eigentlich zu Feldbahnen, kamen nach dem
Zweiten Weltkrieg jedoch auch als Trümmerbahnen zum Einsatz. Wie der Förderverein des Potsdam Museums e.V. auf Anfrage mitteilte, wurde die Lore bei den Grabungen im Zuge des Badneubaus am Brauhausberg zutage gefördert. Sie soll später in die Ausstellung des Museums integriert werden.
Gerade im Bereich der völlig zerstörten Altstadt südlich des Stadtkanals lassen sich mehrere Trümmerbahnanlagen nachweisen. So gab es eine Gleistrasse von der Nauener Brücke (etwa auf Höhe des Bildungsforums) über den Steubenplatz zum Alten Markt. Gleise lagen auch in der Straße am Alten Markt und vor dem Alten Rathaus sowie in der Humboldtstraße, in der Scharrenstraße und auch in der Burgstraße. Es kann davon ausgegangen werden, dass auch in anderen Straßen der Altstadt Gleise verlegt worden sind. Auch im Hof des Stadtschlosses gab es Gleise, so etwa durch das Fortunaportal und die beiden Kutschdurchfahrten und auch vor dem Corpus Logis.
Dieses Bild aus der Sammlung von Lutz Hannemann zeigt einen Zug der Trümmerbahn an der Nauener Brücke. Im Hintergrund die Alte Post am Platz der Einheit.
Alle Anlagen hatten letztlich ein Ziel: das Portal des Palais Barberini, durch welches ebenfalls eine Gleisanlage führte. Die Trümmer aus der Altstadt wurden hier an das Ufer der Alten Fahrt gebracht und in Lastkähne zum Abtransport ausgeschüttet bzw. aufgearbeitet.
Durch die Reste des Mittelbaus des Palais Barberini führten die Gleise (unten rechts) direkt zur Alten Fahrt.
Die schmalspurigen Gleisanlagen dieser Trümmerbahnen bestanden aus leichten Gleisrahmen, die von zwei Personen getragen werden konnten. Sie wurden ohne Unterbau provisorisch auf der freigeräumten Bodenoberfläche verlegt und hatten keine Weichen. Da viele Bilder stumpfe Gleisenden zeigen, die aus verschiedenen Richtungen aufeindertreffen, ist es möglich, dass flexible Drehscheiben und Kreuzungsstücke zum Einsatz kamen, die leicht umgesetzt werden konnten.
Bei der Potsdamer Trümmerbahn kam mindestens eine kleine Feldbahnlok einfachster Bauart zum Einsatz, andere Loren wurden von Hand geschoben. Nachweisen lassen sich sowohl Kipploren wie die gefundene, als auch Flachwagen für den Transport der bereits gesäuberten Mauersteine.
Über die Herkunft von Lok und Wagen ist nichts bekannt, allerdings liegt die Vermutung nahe, dass sowohl Bahn als auch Gleise möglicherweise aus Ziegelein der Umgebung stammten.
Nicht unerwähnt bleiben soll an dieser Stelle, dass auch die Straßenbahn ihren Anteil an der Entrümmerung der Stadt hatte. Neben der Trümmerbahn halfen auch die Güterwagen der Elektrischen mit, Schutt aus der Stadt hinaus und neues Baumaterial in die Stadt hinein zu fahren.
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