Mit dem Nachtbus durch den 1. Mai. Die Linie N14 ist Teil des Notfahrplanes, mit dem die ViP auf den unbefristeten Streik der Gewerkschaft ver.di reagiert.
Mit Betriebsbeginn am gestrigen
Donnerstag hat die Gewerkschaft verd.di ihre Mitglieder zu einem
unbefristeten sogenannten „Erzwinungsstreik“ aufgerufen. Neben
der Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH sind davon auch die Beelitzer
Verkehrs- und Servicegesellschaft mbH, die
Havelbus-Verkehrsgesellschaft mbH, die Verkehrsbetriebe Brandenburg
GmbH und die Verkehrsgesellschaft Teltow-Fläming mbH betroffen.
Bereist am 29.04. begann der Streik bei der Busverkehr
Märkisch-Oderland GmbH, der Busverkehr Oder-Spree GmbH und der
Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn GmbH. Ver.di begründet
diese, in der in der Geschichte Brandenburgs einmalige Art des
Arbeitskampfes, mit dem Scheitern der Tarifverhandlungen mit dem
Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) Brandenburg. Nach drei
Verhandlungsrunden und zwei massiven Warnstreiks erklärte die
Gewerkschaft die Verhandlungen für gescheitert erklärt.
Nach einer Urabstimmung hatten sich
danach 93,1% der ver.di-Mitglieder für den unbefristeten
Erzwingungsstreik ausgesprochen.
Die Gewerkschaft fordert ein monatliche
Erhöhung aller Entgelte um 120,00 € brutto bei einer Laufzeit von
zwölf Monaten und eine Urlaubsbeihilfe, die nur ver.di-Mitgliedern
gezahlt werden solle.
Die Arbeitgeber hatten zuletzt einen
Mix aus prozentualer Erhöhung und Einmalzahlung angeboten, die 2015
und 2016 jeweils ein Jahresvolumen von 540,00 € umfasst hätten.
Eine Regelung, die nur Gewerkschaftsmitgliedern zugutekommt, lehnen
die Arbeitgeber hingegen strikt ab.
Die Gerkschaft sieht sich nun im Recht.
In ihrer Mitteilung heißt es: „Wir waren kompromissbereit bei der
Lohnforderung und auch bei der Frage eines 'Nachteilsausgleiches' in
der Höhe eines Betrages oder in Form von zusätzlichen Urlaubstagen.
Nun müssen wir einen guten Kompromiss im Arbeitskampf erstreiten.“
Wie zu erwarten haben die Arbeitgeber
eine andere Sicht auf die Situation. Die Geschäftsführung der ViP
erklärte dazu, sie hätte kein Verständnis „für die Ausrufung
eines unbefristeten Erzwingungsstreiks dessen Ursache in der
Forderung der Gewerkschaft ver.di nach einer Sonderzahlung ihrer
Gewerkschaftsmitglieder liegt, um Mitglieder auf Kosten der Fahrgäste
zu werben.“
Mit Unverständnis reagierte auch der Deutsche Bahnkundenverband (DBV): "Es entsteht der Eindruck, dass die Gewerkschaften Tarifauseinandersetzungen auch zur Mitgliederwerbung und Abgrenzung gegenüber Konkurrenzgewerkschaften nutzen. Fahrgäste werden in Geiselhaft genommen - auch wenn Funktionäre dies bestreiten."
Und sie rollen doch: drei Straßenbahnlinien halten eine Grundangebot aufrecht. Hier die 91 am Luisenplatz ...
... und ein Combino der verkürzten Linie 99 kurz vor dem Abbiegen am Platz der Einheit. Er endet hier und fährt zurück nach Babelsberg.
Unterdessen ist es der ViP gelungen,
einen Notfahrplan für das Stadtgebiet Potsdam zu organisieren. Im
Gegensatz zu den bereist vorausgegangenen Warnstreiks rollen sogar
Straßenbahnen. Bedient werden im 20-Minuten-Takt die Linie 91, 92 und
99, wobei die Linie 92 analog zum Spätverkehr auch den Nordast zur
Viereckremise bedient. Einzig der Streckenast zur Glienicker Brücke
wird durch SEV-Busse im 40-Minutentakt angefahren. Sie verkehren zum
Platz der Einheit.
Notnetzplan der ViP. Inzwischen sind an vielen Haltestellen diese Netzpläne angebracht worden.
Rückgrat des Busnetzes sind
eigentlichen Nachtlinien N14 und N17, die durch weiter Teillinien
ergänzt werden. Die ViP hat alle Fahrpläne und ein Liniennetz auf
ihrer Internetseite veröffentlicht und die Netzpläne inzwischen
auch an den Haltestellen in Großdrucken anbringen lassen.
Im Einsatz stehen bei der Straßenbahn
offensichtlich nur Combino-Triebwagen (mindestens die Wagen 401, 402,
403, 404, 406, 407, 409, 412 und 416). Sie wurden wohl noch vor Streikbeginn
aus dem Depot geholt, bzw. nicht wieder eingerückt. Am Platz der
Einheit waren am heutigen Vormittag die Wagen 402 und 407
hinterstellt, wobei 402 bereits Opfer einer Sprüh-Attacke wurde.
Abgestellte Combinos am Platz der Einheit (407 und 402). Sie bilden wohl die Betriebsreserve.
Betroffen von den Streikmaßnahmen sind
natürlich auch die Sonderfahrten der ViP. So musste die für gestern
geplante traditionelle Fahrt der „Hexentram“ zur Walpurgisnacht
mit dem HTW 001 ausfallen.
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