Geschichte im wahrsten Wortsinne zu erfahren, ist, wie wir bereits in den vorherigen Berichten gesehen haben, sowohl in Porto als auch in Lissabon nicht schwer. Die urigen Zweiachser beider Städte vermitteln authentisch ein längst vergessen geglaubtes Fahrgefühl. Neben den bekannten Linienwagen haben jedoch beide Städte auch noch ein umfangreiches Sortiment an Fahrzeugen der unterschiedlichsten Epochen gesammelt und stellen diese aus bzw. setzen sie zu besonderen Anlässen auch immer wieder ein. Während das Museum in Porto jedoch derzeit leider wegen Umbauarbeiten geschlossen ist, war das Museum der Carris in Lissabon geöffnet. Natürlich habe ich die Gelegenheit nicht versäumt.
Das Lissaboner Straßenbahnmuseum ist Teil des Betriebshofes Santo Amaro und über das gesamte Territorium verstreut. Die eigens für diesen Zweck genutzten Wagen Nr. 1 und 2 chauffieren die Besucher von einem Ausstellungsteil zum anderen. Insgesamt sind in dem 1999 eröffneten Museum mehr als ein Dutzend Straßenbahnwagen versammelt und auch einige Busse werden hier gezeigt. Um den Beitrag nicht zu lang werden zu lassen, zeige ich hier nur ein paar Bilder aus der Wagensammlung der Straßenbahn…
Das Lissaboner Straßenbahnmuseum ist Teil des Betriebshofes Santo Amaro und über das gesamte Territorium verstreut. Die eigens für diesen Zweck genutzten Wagen Nr. 1 und 2 chauffieren die Besucher von einem Ausstellungsteil zum anderen. Insgesamt sind in dem 1999 eröffneten Museum mehr als ein Dutzend Straßenbahnwagen versammelt und auch einige Busse werden hier gezeigt. Um den Beitrag nicht zu lang werden zu lassen, zeige ich hier nur ein paar Bilder aus der Wagensammlung der Straßenbahn…
Die Wagenhalle gehört nicht zum Museums, die beiden Rundfahrtwagen 1 und 2 werden jedoch auch hier untergestellt. Sie stammen aus einer ab 1901 von der St.Louis Car. Company (USA) gelieferten Serie von 75 Fahrzeugen. Sie hatten erstmals geschlossene Seitenwände und waren zum Teil bis in die 1970er Jahre im Einsatz. Wagen 1 und 2 wurden 1965 zu Rundfahrtwagen umgebaut und werden als Shuttle auf dem Museumsgelände eingesetzt.
Während Wagen Nr.1 kurz zuvor noch pausieren konnte, wartet er hier nun bereits auf die Besucher des Museums. Er wird sie vom Verwaltungsgebäude mit der Ausstellung zur Geschichte der Straßenbahn zur Halle mit den historischen Wagen zu kutschieren.
Geradezu luxuriös präsentiert sich die Inneneinrichtung des Wagens. Mit seinen Sofas, Gardinen und schmucken Deckenleuchten ist er ein wahrer Hingucker. Dem Originalzustand dürfte diese Inneneinrichtung jedoch eher nicht entsprechen. Sei’s drum, schön ist er trotzdem.
Nach wenigen hundert Metern Fahrt hat Nr. 1 die Wagenhalle mit den Museumswagen erreicht. Auf dem Bild ist noch einmal gut zu sehen, wie präzise die Oberleitung für einen Rollenbetrieb gespannt sein muss.
… und hier bereits auf seiner Rückfahrt unterhalb der beeindruckenden Ponte 25 de Abril. Sie überspannt den gesamten Betriebshof.
Diese beeindruckenden offenen Vierachser wurden im Jahre 1902 von Brill geliefert und standen bis in die frühen 50er Jahre im Einsatz. Der hier erhaltene Wagen 283, zugleich erster Wagen der Serie, war bis 1961 als Fahrschulwagen in Betrieb.
Brill-Wagen 444 gehört zur selben Serie wie die Rundfahrtwagen 1 und 2. Er wurde allerdings in den Anlieferungszustand zurück versetzt. Er kann auch als Urmodel der heute noch im Einsatz befindlichen Wagen gesehen werden, wie die nachfolgenden Fahrzeuge zeigen...
In den 1920er Jahren begann man bei der Lissaboner Straßenbahn selbst mit dem Bau von Fahrzeugen. Auf Basis der Brill-Wagen entstanden knapp zwei Dutzend Fahrzeuge, die den Weg hin zu den Standardwagen ebnen sollten. Im Gegensatz zu den heute noch eingesetzten Wagen hat diese Serie, von der 508 das erste Fahrzeug war, jedoch noch ein Oberlichtdach.
Deutlich ist im Straßenbahnmuseum die Entwicklung von den Brill-Wagen zu den heute so prägnanten Remodelado-Zweiachsern nachzuvollziehen, die das Erscheinen der Straßenbahn in der portugiesischen Hauptstadt bis heute prägen. 508 ist der erste dieser Serie, die seit 1928 in den Werkstätten der Carris gebaut wurde. Er hat wie sein Vorgänger 508 auch die geschlossene und abgerundete Plattform, aber auch schon, die für Lissabon so markante Dachform.
Keine Neukonstruktion sondern eher ein Rekowagen ist 777. Zusammen mit zahlreichen anderen Wagen wurde er Mitte der 1980er Jahre aus älteren, offenen Wagen umgebaut. Das Aussehen entspricht nun den heute noch bekannten Standardwagen.
Dass der Eigenbau von Straßenbahnwagen auch nach dem Krieg weiter ging, macht Wagen 741 deutlich, der hier zu sehen ist. Er gehört zu den sogenannten „Caixote“, also „Kisten“, der letzten gänzlich neu konstruierten Wagenart, die in Lissabon gebaut wurde. Die ZR-Zweiachser wurden vor allem für die Bergstrecken genutzt. Sieben Fahrzeuge wurden später in das Remodelado-Programm einbezogen und bekamen die historischen Wagenkästen.
Vierachsige Großraumwagen waren in Lissabon eher eine Randerscheinung, ist ihr Einsatzgebiet doch recht begrenzt. Einige solcher Wagen gab es jedoch sowohl im Design der Standardwagen, als auch als "Caixote". Unverkennbar auch eine "Kiste" ist 904, der 1947 gebaut wurde.
Werfen wir nun noch einen Blick in die Wagenhalle des Betriebshofes Santo Amaro der Carris, die eigentlich nicht zum Museum gehört. Sie ist zwar in Teilen von der Straße einsehbar, die wirklichen Schätze befinden sich jedoch in Hofbereichen, die nicht zugänglich sind. Ein glücklicher Umstand machte den Besuch dennoch möglich, so dass hier ein paar Bilder folgen können, die nicht zum alltäglichen Anblick der Lissaboner Tram gehören.
Bereits seit 1873, als noch Pferde die Straßenbahn zogen, befindet sich auf dem Territorium in Santo Amaro ein Betriebshof. Heute ist der älteste zugleich der letzte von ehemals drei Höfen. Dass gerade er überlebt hat, ist wohl dem Umstand zu verdenken, dass sich hier auch die Hauptwerkstatt befand.
Bereits seit 1873, als noch Pferde die Straßenbahn zogen, befindet sich auf dem Territorium in Santo Amaro ein Betriebshof. Heute ist der älteste zugleich der letzte von ehemals drei Höfen. Dass gerade er überlebt hat, ist wohl dem Umstand zu verdenken, dass sich hier auch die Hauptwerkstatt befand.
Ohne sich direkt auf das Territorium des Depots begeben zu müssen, lässt sich bereits ein Blick in die Wagenhalle erhaschen. Wegen des beneidenswert guten Wetters ist die Halle sehr offen und gut einsehbar.
Wahrscheinlich, weil das Bild an einem Winter-Samstag entstand, ist die Halle recht gut gefüllt mit Remodelado-Zweiachsern. Vorne rechts präsentiert sich 578 mit angelegtem Einholmstromabnehmer. Aber auch die Stange haben manche Wagen angelegt.
Die beiden ZR-Wagen 745 und 722 haben ein interessantes Linienziel - den Nordpol. Geschmückt als Weihnachtstrams kommen sie wohl nur im Dezember zum Einsatz. Dahinter die beiden Museums-Shuttles 1 und 2 und ein Stadtrundfahrtwagen.
Ebenfalls in der Wagenhalle begegnen wir wieder den eben bereits beschriebenen Museumswagen. Sie
sind allerdings wegen einer Veranstaltung zum Jahreswechsel aus der
Museumshalle gefahren worden und stehen hier auf einem Seitengleis der
Wagenhalle.
In der Werkstatt begegnet uns Arbeitswagen 395 bzw. Z-13. Der Buchstabe „Z“ steht hierbei für „zorra“, was im Straßenbahn-Bereich wohl so viel wie „Arbeitswagen“ bedeutet. Alle drei gesichteten Arbeitswagen tragen sowohl eine 300er-Nummer, als auch eine mit „Z“ beginnende Nummer. Welche davon die Aktuelle ist, ist nicht ganz klar, wobei auf älteren Bildern nur die 300er Nummer erscheint.
Abgestellt im Randbereich des Betriebshofes wartet 398 bzw. Z-14 auf einen neuen Einsatz. Er hatte Sand und Schwellen geladen, wird also offensichtlich als Gleisbauwagen eingesetzt. Hinter ihm stehen noch zwei jeweils einachsige Rollwagen, mit deren Hilfe Schienen transportiert werden können. Außerdem ist deutlich zu sehen, dass auch die Arbeitswagen über beide Stromabnehmersysteme verfügen und so freizügig im Netz einsetzbar sind.
Als Sprengwagen wird Z-1 bzw. 389 benutzt. Hinter der Verkleidung befindet sich ein großer Wasserbehälter, mit dessen Hilfe wohl der Staub von der Straße gesprüht werden kann.
Zur genauen Herkunft der drei gesichteten Arbeitswagen kann
ich keine genauen Angaben machen. Wahrscheinlich ist, dass sie als Eigenbauten
in der Hauptwerkstatt der Carris entstanden und womöglich auf Brill
Fahrgestellen laufen. Ob noch weitere Arbeitswagen vorhanden sind (neben dem
kleinen Gleisbauwagen im Museum) ist nicht bekannt.
Zum Abschluss des kurzen Blicks in den Betriebshof noch einmal ein paar Remodelados, die in der Wagenhalle abgestellt auf ihren nächsten Einsatz auf dem wirklich abwechslungsreichen Netz der Carris warten.
Weitere Informationen zur Lissaboner Straßenbahn findest Du auf diesen beiden Seiten:
In Kürze folgt der letzte Teil des Portugal-Berichtes, in dem wir einen kleinen Blick auf die Standseilbahnen in Lissabon werfen werden.
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