Sonntag, 6. Oktober 2013

Mit der Straßenbahn durch Naumburg

Ein Wochenendbesuch in Weimar ermöglichte auch eine Abstecher zur kleinsten Straßenbahn Deutschlands, der Straßenbahn in Naumburg an der Saale. Die Straßenbahn wurde 1892 als Dampfstraßenbahn eröffnet und verkehrt sei 1907 elektrisch. Die einzige Linie der Stadt fuhr seit 1914 als Ring um die Stadt, wobei zeitweise in beiden Richtungen verkehrt wurde und so auch zwei Liniennummern Verwendung fanden (1 und 2). Nach mehrfachen Unterbrechungen des Rings und Verkehrseinstellungen, musste die kleine Straßenbahn 1991/92 den Betrieb einstellen. Engagierten Bürgern ist es zu verdanken, dass heute wieder auf einem 2,5 km langen Teilstück (der Ring war 5,4 km lang) gefahren kann. Beim Besuch am 06.10.2013 verkehrte der Triebwagen 37, der 1959 für die Straßenbahn in Stralsund gebaut worden war. Er trug dort die Nummer 15. 1966, nach Einstellung der Straßenbahn in der Hansestadt, kam der Wagen nach Gera und war dort bis 1973 eingesetzt (Nr. 150). 1973 wurde er nach Görlitz abgegeben (Nr. 20) und landete 1992 in Jena. Seit 2003 ist der Wagen in Naumburg und entspricht in seinem Aussehen nun wieder weitestgehend dem Erstzustand. Nun also ein paar Eindrücke von einem verregneten Sonntag:


Kurz vor der Jahrtausendwende wurde der Bahnhofsvorplatz saniert und dabei die Straßenbahngleise entfernt. Die Tram endet nun rund 200m vor dem Bahnhof.


Auf seinem Weg zur 2,4 km entfernten Endstation passiert TW 37 die Gründerzeithäuser in der Bahnhofstraße ...

... die im Bereich der Kurve in die Bergstraße mündet.

Im Bereich der Haltestelle "Jägerplatz", wo die Straßenbahn heute an der Straßenseite verkehrt, trifft man noch auf einige der zahlreichen Gleisreste in der Stadt. Hier befand sich früher eine Ausweiche.

Das Depot am Marientor diente schon der Dampfstraßenbahn als Behausung. Zwischen März und Oktober können sich Interessierte jeden Sonntag um 14:15 Uhr durch die Halle führen lassen. Dazu reichte diesmal die Zeit leider nicht...

... für einen Blick durch das Tor jedoch schon. Zwei ehemalige Reko-TW der Straßenbahn Jena gehören seit 2000/2001 zum Bestand der Naumburger Straßenbahn. Hier TW 50...

Im hinteren Teil der Freifläche stehen TW 36, ebenfalls ex Jena und BW 19 (Reko, ex Jena). Der Stromabnehmer über BW 19 gehört zum Gelenkwagen 202, den man 1999 aus Gotha übernommen hatte.

TW 37 passiert den Heinrich-von-Stephan-Platz am Marientor ...

... und erreicht dann die Haltestelle Poststraße.

Vor dem ehemaligen Haus des FDGB (die ursprüngliche Nutzung habe ich auf die Schnelle nicht ermitteln können) präsentiert sich TW 37. In wenigen Augenblicken hat er die Endstation Vogelwiese erreicht.
An dieser Stelle trennen nur wenige Meter die in Betrieb befindliche Gleisanlage und die Gleise, die weiter zum Salztor führen würden (dem nächsten Etappenziel für den Wiederaufbau der Naumburger Ringbahn).

Zunächst ist hier jedoch Schluss und die Zielbeschilderung schon geändert. Zurück geht es zum Hauptbahnhof.



Wieder am Jägerplatz angekommen.



Nachdem die Hauptattraktion des Wochenendes nun abgearbeitet wurde, hier noch ein kleiner Einwurf zu Weimar: von 1899 bis 1937 hatte auch die Goethestadt eine elektrische Straßenbahn, von der lediglich noch das Depot erhalten ist. Das Gelände mit der Wagenhalle und dem E-Werk wird heute von verschiedenen Vereinen und einem Kino genutzt. Auf dem Gelände findet sich auch der ehemalige Jenaer Beiwagen 160 wieder. Er wurde 1960 für Plauen gebaut und trug dort die Nummer 3. 1973 gelangte er nach Görlitz (71) und 1992 nach Jena. Im Jhare 2004 verschlug es ihn dann nach Weimar.




Die ehemalige Wagenhalle der Weimarer Straßenbahn.

1 Kommentar: