Montag, 4. Mai 2015

40 Jahre KT4D im Linieneinsatz in Potsdam

Am heutigen 4. Mai jährt sich der Ersteinsatz des KT4D-Prototypen 002 im Liniendienst zum 40.Mal. Ihm folgte zwei Tage später auch der noch heute erhaltene Wagen 001. Damit begann für die Potsdamer eine Ära, die bis heute andauert – die Zeit der Tatra-Wagen.

Schon 1972 entstanden bei der CKD die beiden Prototypen 8001 und 8002, die man zwischen 1973 und 1974 in Prag testete. Als geeignetes Testgebiet für die DDR wurde Potsdam auserkoren. Ab 9. Januar 1975 rollten die beiden nunmehr als 001 (ex 8001) und 002 (ex 8002) bezeichneten Neulinge durch die Stadt. Ab Mai 1975 konnten auch die Potsdamer erstmals die „Tatras“ auf der Linie 2 zwischen Kapellenberg und Bahnhof Rehbrücke  testen. Damals waren sie noch „solo“ unterwegs.  Am 30. Oktober 1975 war die Testphase abgeschlossen und die Wagen wurden in den normalen Linienverkehr eingegliedert. Die Serienproduktion begann 1977 und sollte erst 1997 enden.

Noch immer stehen mehr als ein Dutzend dieser Wagen in Potsdam im Einsatz und zumindest der KT4D-Prototyp 001, der durch den Denkmalpflegeverein Nahverkehr Berlin e.V. betreut wird, kann unbesorgt in die Zukunft schauen.

Das Jubiläum wird später im Jahr auch noch mit einer Sonderfahrt gebührend gefeiert. Näheres dazu natürlich später hier.

Mehr Infos zum KT4D in Potsdam gibt es hier und hier.

Freitag, 1. Mai 2015

Streiks legen ÖPNV lahm

Mit dem Nachtbus durch den 1. Mai. Die Linie N14 ist Teil des Notfahrplanes, mit dem die ViP auf den unbefristeten Streik der Gewerkschaft ver.di reagiert.
 
Mit Betriebsbeginn am gestrigen Donnerstag hat die Gewerkschaft verd.di ihre Mitglieder zu einem unbefristeten sogenannten „Erzwinungsstreik“ aufgerufen. Neben der Verkehrsbetrieb Potsdam GmbH sind davon auch die Beelitzer Verkehrs- und Servicegesellschaft mbH, die Havelbus-Verkehrsgesellschaft mbH, die Verkehrsbetriebe Brandenburg GmbH und die Verkehrsgesellschaft Teltow-Fläming mbH betroffen. Bereist am 29.04. begann der Streik bei der Busverkehr Märkisch-Oderland GmbH, der Busverkehr Oder-Spree GmbH und der Schöneicher-Rüdersdorfer Straßenbahn GmbH. Ver.di begründet diese, in der in der Geschichte Brandenburgs einmalige Art des Arbeitskampfes, mit dem Scheitern der Tarifverhandlungen mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband (KAV) Brandenburg. Nach drei Verhandlungsrunden und zwei massiven Warnstreiks erklärte die Gewerkschaft die Verhandlungen für gescheitert erklärt.

Nach einer Urabstimmung hatten sich danach 93,1% der ver.di-Mitglieder für den unbefristeten Erzwingungsstreik ausgesprochen.

Die Gewerkschaft fordert ein monatliche Erhöhung aller Entgelte um 120,00 € brutto bei einer Laufzeit von zwölf Monaten und eine Urlaubsbeihilfe, die nur ver.di-Mitgliedern gezahlt werden solle.

Die Arbeitgeber hatten zuletzt einen Mix aus prozentualer Erhöhung und Einmalzahlung angeboten, die 2015 und 2016 jeweils ein Jahresvolumen von 540,00 € umfasst hätten. Eine Regelung, die nur Gewerkschaftsmitgliedern zugutekommt, lehnen die Arbeitgeber hingegen strikt ab.

Die Gerkschaft sieht sich nun im Recht. In ihrer Mitteilung heißt es: „Wir waren kompromissbereit bei der Lohnforderung und auch bei der Frage eines 'Nachteilsausgleiches' in der Höhe eines Betrages oder in Form von zusätzlichen Urlaubstagen. Nun müssen wir einen guten Kompromiss im Arbeitskampf erstreiten.“

Wie zu erwarten haben die Arbeitgeber eine andere Sicht auf die Situation. Die Geschäftsführung der ViP erklärte dazu, sie hätte kein Verständnis „für die Ausrufung eines unbefristeten Erzwingungsstreiks dessen Ursache in der Forderung der Gewerkschaft ver.di nach einer Sonderzahlung ihrer Gewerkschaftsmitglieder liegt, um Mitglieder auf Kosten der Fahrgäste zu werben.“

Mit Unverständnis reagierte auch der Deutsche Bahnkundenverband (DBV): "Es entsteht der Eindruck, dass die Gewerkschaften Tarifauseinandersetzungen auch zur Mitgliederwerbung und Abgrenzung gegenüber Konkurrenzgewerkschaften nutzen. Fahrgäste werden in Geiselhaft genommen - auch wenn Funktionäre dies bestreiten."


Und sie rollen doch: drei Straßenbahnlinien halten eine Grundangebot aufrecht. Hier die 91 am Luisenplatz ...

... und ein Combino der verkürzten Linie 99 kurz vor dem Abbiegen am Platz der Einheit. Er endet hier und fährt zurück nach Babelsberg.

Unterdessen ist es der ViP gelungen, einen Notfahrplan für das Stadtgebiet Potsdam zu organisieren. Im Gegensatz zu den bereist vorausgegangenen Warnstreiks rollen sogar Straßenbahnen. Bedient werden im 20-Minuten-Takt die Linie 91, 92 und 99, wobei die Linie 92 analog zum Spätverkehr auch den Nordast zur Viereckremise bedient. Einzig der Streckenast zur Glienicker Brücke wird durch SEV-Busse im 40-Minutentakt angefahren. Sie verkehren zum Platz der Einheit.

Notnetzplan der ViP. Inzwischen sind an vielen Haltestellen diese Netzpläne angebracht worden.

Rückgrat des Busnetzes sind eigentlichen Nachtlinien N14 und N17, die durch weiter Teillinien ergänzt werden. Die ViP hat alle Fahrpläne und ein Liniennetz auf ihrer Internetseite veröffentlicht und die Netzpläne inzwischen auch an den Haltestellen in Großdrucken anbringen lassen.

Im Einsatz stehen bei der Straßenbahn offensichtlich nur Combino-Triebwagen (mindestens die Wagen 401, 402, 403, 404, 406, 407, 409, 412 und 416). Sie wurden wohl noch vor Streikbeginn aus dem Depot geholt, bzw. nicht wieder eingerückt. Am Platz der Einheit waren am heutigen Vormittag die Wagen 402 und 407 hinterstellt, wobei 402 bereits Opfer einer Sprüh-Attacke wurde. 

 Abgestellte Combinos am Platz der Einheit (407 und 402). Sie bilden wohl die Betriebsreserve.  

Betroffen von den Streikmaßnahmen sind natürlich auch die Sonderfahrten der ViP. So musste die für gestern geplante traditionelle Fahrt der „Hexentram“ zur Walpurgisnacht mit dem HTW 001 ausfallen.