Donnerstag, 30. August 2012

Urlaubsgrüße - Zweiter Teil

Bereits Anfang August hatte ich bei einem wenige Stunden dauernden Aufenthalt in Wolgograd die Möglichkeit, auch hier ein paar Aufnahmen zu machen, die ich Euch nicht vorenthalten will. Auch über diese Stadt berichte ich hier nicht zum ersten Mal. Seit Dezember 2011 ist die seit 1987 (!) in Bau befindliche Verlängerung der Schnellstraßenbahn in Betrieb, so dass hier auch eines der neuen Fahrzeuge zu sehen ist. Eingekauft wurde bei der Petersburger Waggonfabrik, glücklich ist man mit den LWS-2009 aber laut Auskunft einer Fahrerin nicht wirklich. Zumindest für den Fahrgast sind die Geräuschentwicklung im Tunnel und das Schaukeln der Wagen tatsächlich sehr unangenehm. 

Neben einigen Bildern aus dem Alltagsbetrieb konnte ich auch im Depot Nr.2 fotografieren, von alledem nun ein paar Eindrücke. Der Betrieb ist noch immer (und wird es wohl auch noch lange bleiben) ein Hochgenuss für Tatra-Freunde.

Beginnen wir unsere Rundfahrt durch die Stadt an der Wendeschleife "Detskij Zentr" im Stadtzentrum von Wolgograd. Hier ein um die Jahrtausendwende modernisierter T3SU. Mit seinem eckigen Aussehen erinnert er schon fast an einen KTM-8M.


Kurz danach folgt auch schon T6B5 (in Russland auch T3M) 2839 auf der kurzen Linie 2, die ausschließlich mit diesen Wagen bedient wird. Wir folgen dieser Linie ...

... bis ans andere Ende und der Wendschleife "Schkola Nr.36", an der wir T6B5 2838 begegnen. Jeweils zehn dieser Fahrzeuge kaufte Wolgograd 1987 und 1989 bei der CKD ein. Alle sind bis heute vorhanden.

 
Bereits auf dem Bild oben zu sehen ist dieser große Spiegel. Da die Wagen direkt in der Gleiskurve halten, kann das Fahrpersonal nur so alle drei Türen einsehen.

Von der Gleisschleife sind es nur wenige Haltestellen bis zum Depot Nr.2. Bereits vor dem Krieg begonnen, konnte es erst im Zuge des Wiederaufbaus Stalingrads in den 50er Jahren in Betrieb genommen werden. Hier die Freiabstellfläche mit zahlreichen T3SU.
Die Wagenhalle hat die Schlacht von Stalingrad recht gut überstanden und sieht heute fast noch so aus wie in den 30er Jahren. Trotz zahlreicher Versuche mit unterschiedlichen Lackierungen, präsentiert sich der Großteil des Wagenparks noch immer im sowjetischen gelb-rot.

So auch dieser T3SUmod - wie der Wagen vom Anfang auch ein Produkt der örtlichen Werft. Vielleicht sollten die Genossen aber doch besser beim Schiffsbau bleiben. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Front schon, sie half aber immerhin in Krisenzeiten die abgerundeten Frontscheiben sparen. 

Neben den Linienwagen präsentiert sich auch der Arbeitswagenpark äußerlich in einem sehr guten Zustand. Hier der Turmwagen Nr.50. Die Abkürzung WKS steht für wyschka kontaknoj seti (Turmwagen für das Oberleitungsnetz).

Wagen 54 ist mit wahrscheinlich der älteste betriebsfähige Wagen der Wolgograder Straßenbahn. Mit Baujahr 1968 hat der Dienstwagen, der aus dem ursprünglichen Wagen 564 entstand, bereits 44 Jahre auf dem Buckel.

Vor den Toren des Depots gelang eine Aufnahme dieses Unikates, dass den Umbauten in Moskau aus den frühen 2000er Jahren ähnelt. Hier ist 2723 als Fahrschulwagen unterwegs.

Vom Depot Nr.2 geht es weiter zum früheren Depot Nr.1, welches seit den 70er Jahren nur noch als Hauptwerkstatt genutzt wird. An der dortigen Gleisschleife "Uliza KIM" wendet T3SU 2517.

Zwar gab es über den Zaun der Werkstatt nichts zu sehen, vor den Toren wartete aber der Kranwagen 55 auf weitere Einsätze. Wenige Meter von diesem Punkt entfernt endet das Gleis übrigens an einer Rampe, an deren Ende wiederum ein LKW-Anhänger zum Straßenbahntransport geparkt ist.

Der Wagenpark von Wolgograd hat tatsächlich, jedenfalls in Bezug auf Russland, einige Unikate zu bieten. An der Station "Zentralnyj Park Kultura i Otdykha" rollt der einzige KT8D5 Russlands heran. TW 5834 ist zugleich einer der beiden Prototypen (0018) dieses Fahrzeugtyps. Der Wagen hat schon etliche Lackierungsvarianten gesehen (zwischenzeitlich sah er aus wie sein Bruder in Ostrova) und ähnelt derzeit den LWS-2009.

Ebenfalls einzigartig ist dieser Zug, den man sonst außerhalb der Grenzen der ehemaligen Tschechoslowakei nirgends zu sehen bekommt. Die Tatra-Umbauten T3R.PV der tschechischen Firma Pragoimex sollten einen Weg für die Modernisierung des Wagenparks aufzeigen. Der erste Zug aus den Wagen 5836 und 5837 (2006 ex 2654 und 2655) kam im Betrieb sehr gut an, ist allerdings in der Unterhaltung so kompliziert, dass weitere Bestellungen nicht mehr getätigt wurden.

Neu im Wagenpark sind diese Wagen, die in dieser Form ebenfalls nur in Wolgograd zu sehen sind. Die dreiteiligen Zweirichter LWS-2009 der Petersburger Waggonfabrik PTMZ wurden speziell für die neuen Tunnelstationen beschafft, die keine Wendemöglichkeit bieten. Von den zehn inzwischen beschafften Wagen stehen neun im Einsatz. Ein Wagen wurde offensichtlich nicht komplett abgeliefert, er steht jedenfalls noch immer im Depot.

Ohne Tunnelbild geht es nicht. Hier der Zug aus 5735 und 5742 in der Station "Ploschad Lenina".

Zu guter Letzt noch dieser Solowagen (eher selten auf der Schnellstraßenbahn) kurz vor der Station "Mamaev Kurgan".

Diese und weitere Bilder aus Wolgograd findet Ihr auch im Panoramio-Profil.

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