Donnerstag, 23. Juni 2011

Golm-Tram - Fronten bleiben verhärtet

Die umweltfreundliche und wohl effektive Anbindung Golms an die Landeshauptstadt bleibt weiter umstritten. Auf einer Bürgerversammlung, auf der sich rund 150 der knapp 2.500 Einwohner des Ortsteils am Dienstagabend versammelten, wurde erneut der Ausbau der Straßenbahn abgelehnt. Neben Befürchtungen, die Straßenbahn, geführt durch die Lindstedter Straße, würde Vorgärten und Grundstücke von Anwohnern in Anspruch nehmen, wurden wieder Zweifel an der Auslastung der Linie vorgetragen – belastbare Zahlen können die Golmer Versammlungsteilnehmer genauso wenig vorlegen, wie auch die Stadt keinen sicheren Prognosen zur Effektivität abgeben kann. Eine Studie geht derzeit von rund 10.000 Fahrgästen täglich aus. Dass die Unklarheiten nicht beseitigt werden können (etwa in Form einer grundlegenden Prüfung), dafür setzen sich die 150 Golmer AktivistInnen ein. Ihre, auf der Versammlung abgestimmte Beschlussvorlage sieht vor, zunächst abzuwarten, wie sich der Regelbetrieb des Regionalexpresses nach Golm (der erst 2013 anläuft) und die geplante Umstellung der Buslinie 606 auf ihre frühere Linienführung auswirken. Dies würde eine Untersuchung einer Straßenbahntrasse nach Golm bis 2013 verhindern.

4 Kommentare:

  1. Ich bin eigentlich immer von der recht neutralen Darstellung der Themen hier angetan, aber dieser Beitrag ist heftig an den Tatsachen vorbei.

    Es gibt doch bereits zahlreiche Untersuchungen, die VBB, VIP, IHK durchgeführt haben. ALLE belegen übereinstimmend, dass diese spezielle Straßenbahnlinie weder den Bedarf der Universität decken noch irgendwie wirtschaftlich betrieben werden könnte. Warum das der Stadtverwaltung immer nicht nicht reicht, verstehen nicht nur Bürger aus Eiche nicht. Und die Golmer ärgern sich immer dann, wenn von der Straßenbahn nach Golm geschrieben wird, denn dort soll sie gar nicht hin fahren.

    Von daher wäre zu sagen: Zahlen gibt es einige, die gefallen aber wohl nicht, und damit sind sie dann nicht belastbar? Wofür hat man dann die Studie des Büros Dr. Zauft überhaupt bezahlt? Wenn das nichts taugt, möge man die Steuergelder doch bitte umgehend zurückverlangen!

    Wo 10.000 Fahrgäste bei 5.000 Anwohnern der Strecke her kommen sollen, versteht auch niemand. Die Studenten freuen sich auf die Verdichtung auf der Regionalbahn zwischen Berlin Friedrichstr. und Golm, damit fallen die meisten davon als Nutzer der Verbindung weg.

    Es ist doch so: Die Siedlung müsste, wenn man die Trasse hindurch legen möchte, erheblich umgebaut werden, mit unabsehbaren Folgen für die Zeitpläne und die Kosten. Und wenn man die Bahn an der Siedlung vorbei legt, muss man weiterhin den kompletten Busverkehr aufrecht erhalten. Wo also ist bei diesem Projekt der Sinn?

    Wenn man vor 20 Jahren die eigenen Vorsätze in der Stadt ernst genommen hätte, hätte man die Trasse in den Bebauungsplan eingepasst. Dann hätten wir heute vielleicht ein Straßenbahn, die in die Siedlung passt, das würde sicher alle freuen. Nur wäre vermutlich die Auslastung hoch defizitär. Denn mehr FLeute passen so langsam nicht mehr nach Eiche, da ist alles voll bebaut.

    Und mal ganz davon ab: Wie denkt dich die Stadt wohl, die Schienen am bzw. durchs Weltkulturerbe zu legen? Viel Spaß mit der Gegenwehr der Schlösserstiftung kann man da nur wünschen.

    AntwortenLöschen
  2. Es ist immer wieder zu beobachten, dass, sobald sich etwas verändern soll, sofort alle Bedenkenträger aus Ihren Löchern kommen, um ihren Senf (ob sie nun eine Ahnung haben oder nicht) dazu zu geben. (genug der Polemik)

    Allen Golmern sei empfohlen, erst einmal die Ergebnisse der Untersuchungen abzuwarten, bevor eine Positionierung erfolgt. Auf die Reginalbahn zu verweisen, ist (zumindest aus meiner Sicht) eine billige Verzögerungstaktik. Einfach eine fundierte und offene Untersuchung einfordern und nicht nur an sich selbst denken, sondern auch die anderen Betroffenen (die potentiellen Nutzer, die nicht in Golm wohnen!!!) denken.

    Ein Exil-Potsdamer, der die Diskussion mit einigem Kopfschütteln verfolgt....

    AntwortenLöschen
  3. Ich sehe das genau so. Die Tram als ökologisches Verkehrsmittel sollte von allen Seiten wohlwollend geprüft werden. Die Anwohner, die sich beschweren, sollten mal nach Frankreich oder Spanien schauen. Welche Impulse hat die Tram hier ausgelöst, wie hat sie sich positiv auf das Stadtbild ausgewirkt! Welterbe? Dezente Fahrleitungen und Rasengleise sind allemal besser als Blechlawinen und Abgasgestank. Mit welchem Recht passt LKW auf einer Asphaltpiste durchs Weltkulturerbe, eine Tram aber nicht? Völlig unverständlich....

    AntwortenLöschen
  4. Dazu einige Anmerkungen:

    Die Bahn wird NIE nach Golm fahren, das ist gar nicht geplant. Sie soll zum Wissenschaftspark fahren, der am Ortsrand Golms liegt. Daher sind die Einwohner Golms mal wieder froh, zu Potsdam zu gehören. Erst gewaltsam eingemeindet, dann nach Übernahme der Havelbuslinien vom ÖPNV teilweise abgeschnitten, und nun die nächste Benachteiligung.

    Zur Sache: Es gibt bereits Untersuchungen, die ALLE belegen, dass die Strecke nicht wirtschaftlich betrieben werden kann. Wozu jetzt weiter Untersuchungen anstellen und damit knappes Geld ausgeben? Ich untersuche so lange, bis das Ergebnis herauskommt, das mir gefällt?

    In Nizza z.B. wurde die Straßenbahn auf existierenden, ausreichend breiten Straßen integriert, das ist recht gut gelungen und die modernen Bahnen fahren leise. Auf dem Weg von Charlottenhof zum Wissenschaftspark muss das Weltkulturerben durchschnitten werden und zudem, so plant die Stadtverwaltung, erheblicher Umbau in Eiche durchgeführt werden. Das alles mit den damit verbundenen Konflikten, um eine Strecke zu bauen, wo sicher weniger als 4.000 Fahrgäste am Tag zu erwarten sind? Wo in der Siedlung Eiche und der Uni mit sinkenden Bewohner/Studentenzahlen zu rechnen ist? Wo sich die Verkehrskommission der Uni KLAR GEGEN die Straßenbahn äußert? Das halten viele Fachleute für Geldverschwendung, und die potentiellen Nutzer auch.

    Auch die Stadt hat klar gezeigt, dass derzeit etwa 80 % der Nutzer der Busse Studenten sind, die zu mehr als 70 % demnächst das verbesserte Angebot der Regionalbahn nutzen werden. Damit fällt in den Planungen die absolute Mehrheit der Nutzer für die Straßenbahn weg. Wenn man dann die Zauft-Studie mit realen (also negativen) Zuwachsraten rechnen würde, sähe das Ergebnis noch verheerender aus.

    Nochmal: Warum also noch mehr Studien beauftragen? Es ist alles klar dargelegt.

    Zu den übrigen Hinweisen:

    Polemik hilft in der Tat nicht weiter, auch wenn diese aus den beiden Beiträgen nur so tropft.

    Rasengleise kann man in Eiche nicht verlegen, wenn man nicht wirklich relevant abreißt, ein Besuch vor Ort kann da die Augen öffnen. Zuwachspotential gibt es nicht, es sei denn, man widmet die Naturschutzgebiete um. Dann wird der Protest allerdings wohl erst so richtig losgehen. Die einzig mögliche Vorgehensweise ist es doch, VOR dem Bau einer neuen Siedlung die Schienen in den Plan einzubauen, wie an anderer Stelle in Potsdam auch geschehen. 15 Jahre nach der Fertigstellung einer Siedlung kommt man da etwas zu spät.

    Den Einwohnern würde eine Verbesserung der Anbindung an Berlin den Umstieg auf den ÖPNV attraktiv machen, das betrifft in erster Linie eine deutliche Verringerung der Fahrtzeiten. Das ist mit der Straßenbahn niemals zu erreichen, die ist eher langsamer als der Bus. Und Übrigens: Die Maulbeerallee ist für LKWs gesperrt.

    AntwortenLöschen